Pferdische Präsenz So klappt die Kommunikation mit deinem Pferd plötzlich leichter

Du möchtest wissen, was es mit Präsenz auf sich hat? Schau dir die Pferde an. Sie lehren uns, präsenter mit uns selbst zu werden. Wenn du dich der Pferdischen Präsenz annäherst, wirst du glaubhafter und vertrauenswürdiger für dein Pferd. Dein Pferd wird dir besser zuhören. Du wirst feiner, klarer und insgesamt pferdischer.

Wie fühlt sich das an? Ganz leicht...

Ich laufe mit meiner Stute Frau Schmidt und Aila, meiner zehn Monate alten Hündin gemeinsam durch den Wald. Der Strick ist lang, hängt durch, ich laufe hinter Frau Schmidt.

Wir bahnen uns unseren Weg durch Pfützen und über dicke Äste, die herumliegen. Aila springt durchs Geäst und rast an uns vorbei. Es weht ein bisschen Wind, zwischendurch kommt die Sonne heraus, der Frühling naht. Ich höre die Vögel im Gebüsch und genieße diesen klaren und sauberen Waldgeruch direkt nach dem Regen.

Frau Schmidt geht ganz entspannt, nimmt den Wald wahr, ist im Hier und Jetzt. Sie vertraut mir, weil ich ebenfalls entspannt bin, uns und unsere Umgebung wahrnehme.

Solche Momente, wo sich alles leicht und gut anfühlt mit dem Pferd liebe ich einfach. Aber warum ist das manchmal so, warum klappt es manchmal so gut und dann wieder überhaupt nicht?

Das Schlüsselwort in diesem Zusammenhang: Präsenz.

Das Geheimnis Pferdischer Präsenz besteht darin, dass sie sich nicht auf den ersten Blick offenbart. Ein Pferd kann zu einhundert Prozent wachsam und fluchtbereit sein, dabei aber ganz entspannt mit seinen Kumpels Heu fressen. Oder von einem Ort zum anderen laufen. Wir müssen schon genauer hinsehen um zu erkennen, wie präsent ein Pferd wirklich ist.

Das ist die ganz spezielle Kunst der Pferde, die zugleich Energiesparer und soziale Fluchttiere sind. Wir Menschen können häufig nur eines dieser beiden Dinge zur gleichen Zeit: Entweder sind wir entspannt und schalten ab, oder wir sind im Stress, sind präsent aber alles andere als entspannt. Ich glaube dieses Ungleichgewicht ist ein wichtiger Grund dafür, warum Dinge bei uns generell manchmal einfach nicht so laufen.

Wenn wir etwas tun, nehmen wir uns nicht mehr bewusst wahr.

Wir sind mit unseren Gedanken nur bei dem was wir tun und können uns meistens kein bisschen entspannen. Ich habe dann oft noch mindestens drei andere Sachen im Kopf, die ich auch noch unbedingt machen möchte. In Gedanken jongliere ich schon, was ich als nächstes tun werde. In Bezug auf das Pferd heißt das dann:

ich überlege beim Putzen schon, welche Ausrüstung ich gleich benutze und denke während ich eine Volte reite schon über den nächsten Zirkel nach. Oder noch schlimmer:

Ich denke überhaupt nicht über das Pferd nach, sondern über meinen anstrengenden Kollegen, den blödsinnigen Chef, was ich noch einkaufen muss oder ob mein Partner schon zu Hause ist und was es heute überhaupt zum Abendessen gibt.

Auf dem Weg in die Pferdische Präsenz

Wenn wir als Pferdemenschen in die Pferdische Präsenz kommen, sind wir auf dem Weg zur leichten Kommunikation mit unserem Pferd. Wenn ich so präsent bin wie mein Pferd – na gut das werde ich vermutlich nie schaffen, aber ich kann mich dem annähern – kann ich anfangen, mit Bildern zu arbeiten.

Ich stelle mir dann bildlich vor, was ich tun werde. Oder, was ich vom Pferd möchte.

Nehmen wir ein ganz einfaches Beispiel: Ich möchte antraben. Ich stelle mir also das Antraben ganz deutlich und bildlich vor. Je klarer das Bild in meinem Kopf ist, je weniger andere Gedanken dort herumgeistern, desto klarer wird das Pferd dieses Bild auch erkennen und umsetzen können. Umso stärker spürt es meine Präsenz und umso mehr wird es sich auf mich einlassen.

Ich denke ans Anhalten, atme aus, werde ruhig, bleibe stehen. Frau Schmidt ebenfalls. Sie wartet, bis ich wieder neben ihr bin, dann laufen wir nebeneinander weiter. Als mein Handy klingelt, zieht sie sofort am Seil, nimmt den Kopf herunter, dreht sich einmal unruhig um mich herum und beginnt, Gras zu fressen. Mist – dahin meine Präsenz, ich bin gedanklich ausgestiegen. Die Kommunikation klappt von einer Sekunde auf die nächste plötzlich nicht mehr.

Zum Glück ist Frau Schmidt, wie so viele Pferde, meistens ziemlich nachsichtig mit mir. Ich sortiere mich kurz, denke noch darüber nach ob ich dran gehen soll – nein kann warten – und weiter geht’s.

Es ist gar nicht so sehr die Technik, die darüber entscheidet, ob die Kommunikation mit unserem Pferd heute gelingt oder nicht. Ganz egal was wir tun, ob wir reiten oder uns am Boden bewegen. Egal wonach und womit wir arbeiten, trainieren, mit den Pferden spielen - die Grundlage ist unsere Präsenz, daraus ergeben sich unsere Körpersprache, unsere Energie, unser Fokus und schlussendlich auch unsere Ausstrahlung.

Wenn ich richtig gute Pferdemenschen beobachte, dann erkenne ich immer genau diese Parallele: Sie sind so hundertprozentig im Moment, sie sind so präsent mit sich und dem Pferd, dass ihre Technik in den Hintergrund rückt.

Präsenz-Übung am Pferd

Du kannst das ganz leicht selbst probieren: Versuch, mit deinem Pferd zu laufen und entspannt zu sein, dabei aber alle Sinne einzuschalten. Lass deine Gedanken ziehen und stell dir ganz bewusst vor, was du tun möchtest. Bleib im Moment. Ja, manche nennen das Achtsamkeit, nur dass die Bilder dazu kommen, die du deinem Pferd in Gedanken schickst. Am Anfang klappt das oft nur ganz kurz, schon schaltet sich der Kopf wieder ein. Mit der Zeit wirst du besser. Beobachte dein Pferd, es wird die Veränderung bemerken und diesen präsenten Zustand bei dir lieben!

Auf einmal bist du viel glaubwürdiger – pferdischer eben.

Mehr Übungen findest du unter Mehr Energie, Präsenz und Fokus.