Mehr Energie, Präsenz und Fokus 3 Theaterübungen, die dir helfen pferdischer zu kommunizieren

Energie ist dein Motor, Präsenz ist die Grundlage, Fokus ist deine Klarheit. Hier kommen drei Übungen aus der Theaterarbeit, die dir helfen können, deine Energie mit dem Pferd besser einzusetzen, präsenter zu werden und fokussierter deine Ziele zu erreichen. Wenn du dich darauf einlassen kannst.

Pferdischer werden

Sicherlich wirst du nicht über Nacht zum Pferdeflüsterer und die Beziehung zu deinem Pferd wird sich auch nicht von Heute auf Morgen komplett verändern. Aber du wirst merken: Wenn du die Übungen ernsthaft umsetzt, dann verändert sich deine Art, mit deinem Pferd zu kommunizieren. Dadurch wird sich auch die Art der Kommunikation deines Pferdes dir gegenüber verändern. Du musst dich nur darauf einlassen und deinen Kopf einmal für ein paar Minuten ausschalten. Pferdischer werden.

Übung 1: Raumlauf

Im Theater gibt es als klassische Übung den Raumlauf, der sich genial mit weiteren Aktionen kombinieren lässt. Ich nutze ihn, um bei mir anzukommen, meine Umgebung besser wahrzunehmen, mehr wie ein Pferd zu denken und um eine klare Vorstellung von dem zu entwickeln was ich möchte.

So werde ich insgesamt präsenter, fokussierter und klarer mit meinem Pferd.

Es funktioniert ganz einfach:

  • Laufe in deinem Tempo durch einen bestimmten Raum. Das kann drinnen wie draußen, in deinem Wohnzimmer, auf dem Reitplatz, im Wald oder in der Halle sein. Wichtig ist, dass du vorher festlegst, bis wohin dieser Raum geht.
  • Jetzt laufe aber nicht einfach nur, sondern suche dir immer ein Ziel, zu dem du läufst. Bist du dort angekommen, suchst du dir das nächste und so weiter. Bist du zum Beispiel in der Halle läufst du von A zu X zur Uhr zum Ausgang, zu F usw.
  • Während du das tust, beginnst du damit, deinen Körper wahrzunehmen: Schick deine Aufmerksamkeit zu deinen Füßen, den Knien, der Hüfte, Rücken, Bauch, Schultern und Gesicht. Richte dich dabei auf, rolle die Füße ab, gehe locker, entspannt. Sei trotzdem ganz aufmerksam mit dir und zugleich zielgerichtet.
  • Als nächstes richtest du deine Aufmerksamkeit auf die Außenwelt: Versuche, alles was um dich herum passiert ganz genau wahrzunehmen und zu erfassen. Nimm auch Kleinigkeiten wahr. Sodass, wenn du die Augen schließt, du genau sagen kannst, wo sich was befindet.

Auf diese Weise näherst du dich der Pferdischen Präsenz und übst ganz fokussiert zu sein. Du kannst diese Übung auch mit deinem Pferd machen – als Führtraining für dich. Führe dein Pferd von einem Ziel zum anderen und sei dabei ganz wachsam gegenüber dir selbst und der Außenwelt. Wie reagiert dein Pferd darauf?

Übung 2: Intensitätslevel

Eine Übung, bei der es darum geht, deine innere Energie gezielt hoch- und wieder herunter zu fahren. Beim Schauspiel nutze ich diese Technik, um in Schwung zu kommen wenn ich gerade nicht so viel Energie habe. Oder um die passende Energie für eine Rolle zu finden. Mit dem Pferd kann ich sie nutzen um ein besseres Vorwärts zu erreichen und um mehr Motivation und Ausdruck zu entwickeln.

  • Tue irgendetwas ganz alltägliches und stelle dir dabei eine Skala vom 1-10 vor. 1 ist niedrig, 10 ist hoch. Beispiel: Du fegst den Putzplatz.
  • Beginne bei einer eins: Mit der niedrigsten Energie, Intensität, Ausdruckskraft bewegst du dich ganz langsam als hätte jemand den Stecker herausgezogen. Du hältst den Besen nur ganz schlaff in deinen Händen. Das Fegen ist wenig effektiv.
  • Nun steigerst du zur zwei, nimmst ein bisschen mehr Intensität auf und gehst über drei, vier weiter bis zur fünf. Du bist nun auf der Hälfte. Du hast einen schönen Rhythmus entwickelt und schwingst den Besen in deiner üblichen Art und Weise.
  • Jetzt wird es spannend: In der zweiten Hälfte geht es darum, dich zu steigern! Leg immer noch eine Schippe drauf zur 6, zur 7. Versuche dich selbst zu überraschen: Wie intensiv können deine Bewegungen, kann dein Ausdruck werden? Wie kraftvoll, energetisch und mit wie viel Intention kannst du den Besen – inzwischen im wahrsten Sinne des Wortes – schwingen?
  • Bei der 10 bist du auf deinem persönlichen Maximum. Deine Atmung verändert sich, du machst aus dem Fegen einen Sport, ein Ereignis, was auch immer.

Du kannst diese Intensitätsebenen mit allem möglichen ausprobieren. Die Crux ist, anschließend von einer 10 sofort wieder zur 1 zu wechseln. Weil: Das kann dein Pferd auch! Es kann flüchten und sich sofort wieder entspannen. Es kann sich intensiv mit einem anderen Pferd auseinandersetzen und im nächsten Moment friedlich weiterfressen.

Pferde hängen ihren Emotionen nicht nach, egal wie intensiv diese gewesen sein mögen.

Wenn dein Pferd dich kennt, kann es deine Intensitätslevel ziemlich gut einschätzen. Du kannst dein Pferd einfach mal überraschen und mit einem anderen Level an eine Sache herangehen als sonst. Ein Pferd, das dich noch nicht so gut kennt mag es, wenn du ihm verschiedene Intensitätsebenen von dir zeigst. So hat es die Chance, dich besser einzuschätzen.

Manchmal hilft es auch, mit dem Pferd gemeinsam die eigene Energie langsam hoch zu fahren, um dann auf diesem Level gemeinsam etwas zu tun. Mach ein Spiel daraus. Anschließend geht ihr gemeinsam auf Null. Du nimmst jeglichen Anspruch weg und ihr pausiert zusammen.

Übung 3: Intensitätslevel mit Pferd

Die dritte Übung ist eine Kombination aus den ersten beiden. Du kannst sie perfekt mit deinem Pferd zusammen machen:

  • führe dein Pferd durch den Raumlauf
  • Stell dir wieder die Intensitätsskala von 1-10 vor. Mit jedem Ziel, das du ansteuerst steigerst du deine Intensität um ein Level.
  • Werde mit jedem Ziel ein Stückchen beschwingter, ein Tacken energetischer, ein Fitzelchen bestimmter. Deine Intention, mit der du das Ziel erreichen möchtest steigert sich. Setze Energie in dir frei und nimm dein Pferd einfach mit.
  • Anschließend kannst du schrittweise wieder herunterfahren, um die Energie ganz gezielt zu steuern.

Je mehr du dies übst, desto bewusster wirst du mit deiner Intensität und deiner Energie umgehen. Desto leichter fällt es dir, schnell nach Bewegung zu fragen und genauso schnell auch wieder Ruhe reinzubringen. Nimm dein Pferd dabei richtig mit, lass deine Stimmung auf dein Pferd übergehen. Wenn es am Führstrick gut klappt, könnt ihr auch frei üben. Lass deiner Kreativität freien Lauf und hab vor allem Spaß mit deinem Pferd!