Emotionale Intelligenz am Pferd Gefühlen Raum geben

Emotional intelligent bedeutet, sich seiner eigenen Gefühle bewusst zu sein, sie regulieren zu können und sie zu nutzen. Aber auch Empathie gegenüber anderen zu fühlen. Pferde können uns dabei helfen, emotional intelligenter zu werden. Warum? Weil sie selbst ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz aufweisen und immer bereit sind, uns auf unserem Weg zu unterstützen und wertvolles, dabei zugleich wertfreies Feedback zu geben. In diesem Artikel erfährst du, wie du Gefühle stärker in dein Leben und dein Zusammensein mit Pferden integrieren kannst. Außerdem wartet eine Gehmeditation auf dich, die du zusammen mit deinem Pferd machen kannst um dich stärker mit deinen Gefühlen zu verbinden.

Kleines Gedankenspiel

Stell dich neben ein Pferd und teile mit ihm deinen Raum. Dann achte auf deine Gefühle: Was fühlst du? Lass deine Emotionen kommen und gehen und beobachte dich dabei ganz aufmerksam selbst. Spüre richtig hinein in deine Emotionen. Und jetzt stell dir vor, dass das Pferd neben dir genau weiß was du fühlst. Dass es deine Emotionen mitfühlt. Denn genau so ist es. Deine Gefühle werden jetzt nicht nur von dir, sie werden zudem vom Pferd wahrgenommen. Eine richtiggehende Gefühlstherapie von den Pferden für dich – gratis.

Im Einklang mit den eigenen Gefühlen

Wir sind selten im Einklang mit unseren Gefühlen. Vielmehr pendeln wir zwischen zwei ungesunden Extremen hin und her: Entweder wir drücken unsere Gefühle weg, oder wir lassen uns von ihnen übermannen. Dabei könnten wir es auch einfach so wie die Pferde machen und erkennen: Gefühle sind einfach da. Sie gehören zu uns und dienen uns mit wichtigen Informationen. Unser Körper ist das Instrument, mit dem wir unsere Gefühle verarbeiten und ausdrücken können.

Im Gegensatz zu unseren Gedanken hilft es also, wenn wir Gefühle ganz bewusst zulassen und ihnen Raum geben. Wenn wir das tun, verschwinden sie häufig von ganz alleine wieder. Gerade negative Gefühle sind wie kleine Kinder, die immer mehr Aufmerksamkeit fordern je weniger sie bekommen. Irgendwann fangen sie an zu stören. So lange, bis sie die gewünschte Aufmerksamkeit erhalten. Der Trick ist also: sie zu fühlen.

Gefühle zulassen in der Pferdearbeit

Du kannst genau diese Erkenntnis wunderbar auf die Pferdearbeit übertragen. Immer dann, wenn du merkst dass etwas nicht so klappt wie du es dir wünschst kommen Gefühle in dir hoch. Drückst du die Gefühle dann weg? Oder lebst du sie aus indem du vielleicht sogar grob gegen dein Pferd wirst weil du so traurig, wütend oder enttäuscht bist, dass es nicht verstanden hat oder nicht tun wollte was du von ihm verlangt hast? Beide Optionen sind offensichtlich nicht optimal. Was kannst du tun? Du gehst aus der Situation heraus, schließt die Augen und lässt die Gefühle zu. Dabei atmest du tief in die Gefühle hinein. Erst wenn du merkst, dass die Gefühle abebben bist du bereit um weiter zu machen. Du wirst sehen wie viel sich dadurch in deiner Pferdekommunikation verändert und wie viel authentischer, präsenter und attraktiver du auf einmal für dein Pferd wirst. Die Dinge funktionieren besser, weil du deine negativen Gefühle aus dem Spiel lässt und nicht aus Versehen unfair zum Pferd wirst.

Das Nichts spüren

Neben den Menschen die häufig von ihren Gefühlen überwältigt werden gibt es auch solche, die wenn sie einmal in sich hineinspüren gar nichts fühlen. Wenn sie sich mit ihren Emotionen verbinden wollen haben sie das Gefühl als wäre da nichts. Keine Sorge wenn du zu diesen Menschen zählst, du bist nicht gefühllos. Du hast einfach die Verbindung zu deinen Gefühlen verloren. Wahrscheinlich hast du irgendwann in deinem Leben entschieden, dass es sicherer ist, wenn du nicht so viel fühlst. In Wahrheit ist es aber doch so: Deine Gefühle gehören zu dir und wollen dir etwas mitteilen. Für dein Pferd bist du sogar weniger vertrauenswürdig, wenn du deine Emotionen blockierst. Schließlich sind Gefühle (vor allem Angst) überlebenswichtig für Pferde.

Was hilft ist, im Alltag immer mal wieder kurze Auszeiten zu schaffen und für ein paar Sekunden deinen Gefühlen Raum zu geben. Schließe dafür deine Augen und erlaube deinen Gefühlen ganz bewusst, da zu sein. Sage dir, dass dir nichts passieren kann und du sicher bist. Wenn du trotzdem nichts fühlst, nimm dieses Nichts wahr. Lass das Nichts als deine Emotion in dir sein, akzeptiere und fühle sie.

Wenn du dich häufiger mit deinen Emotionen verbindest, wirst du sie Stück für Stück mehr in dein Leben integrieren. Nutze die Informationen, die sie dir geben möchten, erforsche sie indem du dich auch nach den Gründen für negative Gefühle fragst.

Folge der Freude

Viel zu wenig nutzen wir am Pferd unsere positiven Gefühle, um sie mit den Pferden zu fühlen und uns von ihnen leiten zu lassen. Halte in den nächsten Tagen bewusst Ausschau nach positiven Gefühlen wenn du mit deinem Pferd zusammen bist. Wobei fühlst du Freude? Folge deiner Freude mit deinem Pferd, tu mehr davon! Wann bist du deinem Pferd so richtig dankbar? Wie fühlt sich deine Liebe zu deinem Pferd an? Gehe in diese wundervollen Gefühle hinein. Teile sie mit deinem Pferd. Außerdem lenkst du deinen Fokus auf diese Weise auf die positiven Dinge.

Statt „Was klappt alles nicht? Wo sind Fehler? Wo müssen wir uns noch verbessern?“ Hältst du Ausschau nach „Was funktioniert super und macht uns beiden Spaß? Was kann mein Pferd schon alles? Was finde ich an meinem Pferd toll und liebenswert?“ Du wirst sehen dieser Mindshift wird eine ganze Menge in deiner Pferdearbeit verändern. Du wirst nicht nur präsenter mit deinen Gedanken und Gefühlen, du wirst auch diese positiven Ereignisse dadurch dass du sie bewusst größer und wichtiger machst öfter herbeiführen. Denn da wo dein Fokus liegt, dahin fließt deine Energie und davon bekommst du mehr in deinem Leben.

Praxis: Gehmeditation mit deinem Pferd

Gehe mit deinem Pferd in einer sicheren Umgebung in der ihr euch wohlfühlt spazieren. Wenn das Gelände zu unsicher ist, kannst du auch in der Halle oder auf dem Platz mit deinem Pferd laufen. Wichtig ist, dass du dein Pferd am möglichst lockeren Strick, entspannt führen kannst und es genug Spielraum im Abstand zu dir hat. Du solltest in den nächsten Minuten dein Pferd zwar im Blick halten, dich aber nicht die ganze Zeit mit ihm auseinandersetzen müssen.

Wandere nun mit deiner Wahrnehmung in 6 Schritten von außen nach innen:

1: Umgebung

Nimm deine Umgebung wahr ohne sie zu bewerten. Nutze dafür alle deine Sinne.

Sehen: Was kannst du sehen? Nimm die nahe und die weite Umgebung mit deinen Augen wahr. Kannst du Bewegungen erkennen? Licht? Schatten? Was ist um dich herum?

Hören: Was kannst du hören? Wie hören sich eure Schritte an? Welche Geräusche macht dein Pferd? Gibt es Geräusche aus der weiten Umgebung? Kannst du Wind hören? Vielleicht knackt es im Gebüsch, du hörst Verkehrsgeräusche oder andere Menschen?

Riechen: Wie ist der Geruch an diesem Ort? Kannst du dein Pferd riechen?

Schmecken: Wie ist der Geschmack auf deiner Zunge?

Fühlen: Kannst du die Luft auf deiner Haut fühlen?

2: Persönlicher Raum

Komme als nächstes mit deiner Wahrnehmung zu deinem persönlichen Raum. Wie groß ist dein persönlicher Raum? Hat er eine Form? Versuche ihn dir vorzustellen während du weiterläufst.

3: Körper

Verbinde dich jetzt mit deinem Körper und wandere mit deiner Aufmerksamkeit einmal durch deinen gesamten Körper. Starte mit den Füßen, gehe über die Unterschenkel, Knie, Oberschenkel, Gesäß, unteren Rücken, mittleren Rücken und oberen Rücken hin zu Unterleib, Bauch, Brust, Schulterbereich, Oberarmen, Unterarmen, Händen. Es folgen der Nacken und Hals, schließlich dein Hinterkopf und das Gesicht. Mach das in deinem eigenen Tempo.

4: Atem

Folge deinem natürlichen Atem und spüre welchen Weg er nimmt. Wann kommt er im Brustkorb an? Geht er bis in deinen Bauch? Wo spürst du ihn am meisten? Nimm auch die Pausen zwischen den Atemzügen wahr. Ist die Pause zwischen dem Ein- und Ausatmen oder die zwischen dem Aus- und Einatmen intensiver? Fühle in diesen Moment, wenn der Atem seine Richtung wechselt.

5: Gedanken

Gehe jetzt ein Stück tiefer und nimm deine Gedanken wahr. Welche Gedanken kommen hoch? Schau sie dir kurz an ohne dich von ihnen davontragen zu lassen und lasse sie einfach weiterziehen. Genauso wie den Atem. Gedanken die dich mitnehmen wollen, schiebe liebevoll zur Seite.

6: Gefühle

Jetzt gehst du noch ein Stückchen tiefer in dich hinein und nimmst deine Gefühle wahr. Was ist das stärkste Gefühl in dir? Wo im Körper kannst du es wahrnehmen? Gib diesem Gefühl Raum und spüre nach, was mit dem Gefühl passiert wenn du es einfach wertfrei da sein lässt. Beobachte ob noch weitere Gefühle auftauchen. Oder ob du nichts fühlst. Auch das darf da sein. Fühle.

Komme langsam und in deinem Tempo wieder zurück und beobachte einmal dein Pferd: Hat sich etwas verändert?