Auge, Blinzeln, Blick Drei Wege wie du mit deinem Pferd nur über die Augen kommunizierst

Wusstest du, dass du mit deinem Pferd nur über deine Augen kommunizieren kannst? Das ist eigentlich nichts Großes und ganz leicht. Aber die Wirkung ist enorm. Auf einmal stößt du die Tür zu einer neuen Dimension im Bereich der Pferdekommunikation auf. Plötzlich könnt ihr kommunizieren ohne es vorher einzuüben. So schön und so leicht kann Pferdekommunikation sein. Ich stelle dir hier drei Wege der Kommunikation mit den Augen vor und erkläre dir abschließend wie du deine Augenkommunikation in Vorbereitung für dein Pferd verbessern kannst.

Wie du deine Augen einsetzen kannst:

Die Wege wie du deine Augen und deinen Blick einsetzen kannst sind unzählig. Ich gebe dir hier drei konkrete Beispiele, die du anwenden und ausprobieren kannst. Sobald du die Augenkommunikation gelernt hast, kannst du die Anwendungsbereiche einfach selbst erweitern.

Blinzeln

Blinzeln als Ritual:
Gehe zu deinem Pferd, stelle dich in respektvollem Abstand daneben und achte darauf ob es dir zublinzelt. Wenn nicht bleibe stehen, versuche an nichts zu denken und dich zu entspannen. Blinzele und lasse deinen Blick ganz weich werden. Dein Pferd wird dir jetzt zublinzeln. Bleibe einen Moment bei deinem Pferd und blinzle mit ihm während du ganz entspannt bist. Das ist ein unglaublich bindungsstärkendes Ritual, das du immer wieder einbauen kannst. Lasse diese Übung einfach einmal für sich stehen und gehe danach schnurstracks aus dem Stall. Das einzige was du wolltest war, eine schöne entspannte Zeit zusammen zu verbringen. Gemeinsam zu blinzeln. Natürlich kannst du es auch einbauen wenn du dein Pferd aus dem Stall holst.

Blinzeln vor dem Losgehen:
Du möchtest, dass dein Pferd losgeht. Blinzele ihm zu und warte, bis es zurückblinzelt. Sobald es dir zublinzelt schaust du nach vorne und gehst los. Das Blinzeln siehst du als Zeichen deines Pferdes: Ich bin startklar, ich bin entspannt genug um mich auf dich einzulassen, mich beschäftigt gerade nichts was mich zu sehr beunruhigen würde um mich dir anzuschließen. Versuche mit so wenig Druck wie möglich das Losgehen zu instruieren.

Den Weg zeigen

Auf einer Kreislinie laufen:
Du arbeitest frei mit deinem Pferd und möchtest ihm den Weg zeigen. Schaue kurz ins Pferdeauge, dann auf die Hinterhand, wieder ins Pferdeauge und schließlich auf den Weg den dein Pferd gehen soll. Verweile mit deinen Blicken nicht auf deinem Pferd, sondern sieh diese als Wegweiser. Der Blick zur Hinterhand ist für das Vorwärts, der Blick ins Auge ist die Ansprache an dein Pferd.

Komm her:
Möchtest du, dass dein Pferd zu dir kommt, schau erst aufs Pferd uns zeichne dann den Weg bis zu dir.

Der Laserstrahl

Stehenbleiben:
Du möchtest, dass dein Pferd anhält. Richte deinen Blick ganz intensiv wie mit einem Laserstrahl kurz vor seine Hufe und atme dabei aus. Du schneidest deinem Pferd mit deinem Blick den Weg ab.

Zur Seite treten:
Du möchtest, dass dein Pferd beim Putzen etwas zur Seite tritt. Statt es wegzuschieben, schaue intensiv auf seine Flanke und stelle dir vor, wie es zur Seite geht. Auch hier ist dein Blick so intensiv wie ein Laserstrahl.

Deine Augen sind immer Ausdruck deiner Gedanken

Wichtig dabei ist, dass du deine Augen, das Blinzeln und deine Blicke nie isoliert betrachtest und einsetzt sondern immer in Verbindung mit deiner Vorstellung und deinen Gedanken. Dein Blick ist nichts weiter als Ausdruck deiner Vorstellungskraft und Gedanken.

Aus der Theaterpraxis

Um die eigene Augenkommunikation zu verfeinern gibt es eine tolle theaterpraktische Übung. Dafür benötigst du eine Partnerin oder einen Partner:

  • Stellt euch gegenüber voneinander auf.
  • Jetzt versucht Partner A Partner B nur über die Augen zu vermitteln, ob er weggehen oder näher kommen soll.
  • Die Gesichtszüge bleiben neutral. Entscheidend sind die Augen.
  • Partner A denkt nun aktiv „Geh weg, geh weg geh weg...“, fokussiert dabei und versucht mit einem deutlichen, fokussierten Blick B nach hinten gehen zu lassen.
  • Dann denkt A „Komm her, komme her, komm her....“ und lässt den Blick ganz weich werden. Jetzt darf B wieder auf A zulaufen.
  • Wichtig ist, dass B einfach ausprobiert auch wenn B nicht weiß ob sie gehen oder kommen soll. Nur durch eine intuitive Reaktion entsteht die Kommunikation. Dabei darf natürlich nicht gesprochen werden.
  • Jetzt wechselt ihr die Rollen.
  • Tauscht euch anschließend unbedingt darüber aus: Wie hat es funktioniert? War es schwer oder leicht? Wie fühlte es sich an?

Auge und Dominanz

Mir wurde beigebracht, dass wir nur dann in die Augen der Pferde blicken sollten, wenn wir sie verjagen möchten. Weil nur Raubtiere das Auge fixieren. Auch habe ich gelernt, dass Blinzeln ein Ausdruck von Unterwürfigkeit oder Beschwichtigung sei. All dies hat seine Berechtigung. Trotzdem erlebe ich den Blick ins Pferdeauge als verbindend. Ich sehe wie Pferde sich untereinander zublinzeln um die Atmosphäre zu entspannen und allgemein den Druck herauszunehmen.

Ich erlebe wie fein die Pferde auf die Augenkommunikation reagieren und nicht etwa flüchten weil mein Blick ihr Auge streift. Es ist auch hier so wie oben bereits  beschrieben – dass nämlich meine Augen nur Ausdruck meiner Gedanken sind. Solange diese nichts mit Dominanz oder raubtierhaftem Jagen zu tun haben sondern friedvoll und entspannt sind, kannst du deine Augen ohne Bedenken für die Kommunikation einsetzen.